Preisaktionen – eine kritische Auseinandersetzung

Hallo in die Runde,

dieses Mal gibt es keinen Eintrag über laufende Schreibprojekte, anstehende Veröffentlichungen oder geplante Aktionen – stattdessen habe ich mich entschieden ein wenig über die Preisaktion zu berichten, die ich anlässlich der Veröffentlichung von “Ungebrochen” gestartet habe: vom 01.05. – 31.05.2016 habe ich “Unantastbar”, den ersten Band der “Nachtschatten”-Trilogie auf allen Plattformen für 0,99€ angeboten. Ich gebe zu, dass ich diesen Schritt nie gehen wollte, da ich mich nie so verramschen und anbiedern wollte, aber auf Anraten einiger befreundeter Autoren, wollte ich den Schritt wagen. Ein wenig Hoffnung war natürlich dabei, das Buch auf diesem Weg aus der Versenkung zu holen, neue Leser zu gewinnen und vielleicht sogar weit genug in die Top “Was-auch-immer” zu steigen und sich zu halten. Nach einem Monat bin ich doch ziemlich ernüchtert und habe für mich entschieden, auf solche Preisaktionen zukünftig zu verzichten. Erstmal die nackten Tatsachen:

Verkäufe via Amazon: 101 eBooks (bei 35% Tantiemen entspricht das 30,79€)
Verkäufe auf anderen Plattformen (via Tolino-Media): 46 eBooks (bei 70% Tantiemen entspricht das 31,88€)
Verkäufe gesamt: 147 eBooks (Einnahmen: 62,67€)

amazon

Verkäufe über Amazon

Tolino-Media

Verkäufe über Tolino-Media

Ich habe keine Ahnung, ob das ein guter Schnitt ist, aber ich persönlich denke, dass ich mit dem 0,99€ Angebot ziemlich versackt bin. Sicher, meine Werbemaßnahmen waren eher überschaubar – ich hab das Angebot auf Facebook beworben (sowohl auf meiner Autorenseite (inkl. bezahlter Werbeaktion), als auch in diversen Gruppen), einige Blogger haben es geteilt und darauf aufmerksam gemacht, ich hab es in Foren erwähnt und eine Hand voll Portale haben die Aktionmal in den News erwähnt (u.a. Indie-Welt). Meine Versuche Plattformen wie xtme.de zwecks Werbung zu erreichen, scheiterte, da zwar Interesse bekundet wurde, jedoch nicht mehr auf Mails reagiert wurde, als ich nachfragte, wie genau der Ablauf ist (was ich doch ziemlich unprofessionell fand). Im Nachhinein bin ich froh, keine dreistelligen Beträge für eine Werbeaktion ausgegeben zu haben, die mir wahrscheinlich auch keine nennenswert höheren Verlaufszahlen eingebracht hätte.

Spannend finde ich auch, dass doch gut 1/3 aller Verkäufe über Tolino liefen und ich dort trotz allem am Ende mehr verdiente. Das macht mir die Plattform echt sympathisch – da gibt es egal wie 70% Tantiemen, während Amazon diese nur bei Preisen zwischen 2,99€ und 9,99€ gewährt. Aus diesem Grund bleibe ich der Plattform treu, anstatt mich bei KDP zu verpflichten und nur Amazon als Plattform zu nutzen.

Letztendlich buche ich diese Preisaktion als Erfahrung und werde mir wohl zuküftig genau überlegen, ob ich mich wirklich noch einmal dazu hinreißen lasse. Es hat nicht den Erfolg gehabt, den ich gehofft hatte und ob die knapp 150 Käufer das Buch auch wirklich lesen, oder nur aufgrund des Angebots gekauft haben (und es schlussendlich auf einem Reader gehortet wird), ist halt auch die Frage. Neue Rezensionen gab es zumindest in den letzten fünf Wochen nicht, ob die Verkäufe von Band 2 wirklich positiv beeinflusst wurden, kann ich nicht beurteilen, da mir die Vergleichswerte fehlen. Wen es interessiert – Band 2 wurde bisher auf Amazon 37x verkauft, auf Tolino-Media 15x (das 2/3 zu 1/3 Verhältnis setzt sich auch hier durch).

Beschweren will ich mich aber nicht – wenn von den 150 Käufern nur 10 das Buch lesen und davon 8 den zweiten Band kaufen, ist das zumindest ein kleiner Erfolg. Dennoch hatte ich mir gewünscht, dass es das Buch wenigstens in die Top 1.000 und in einigen Genre-Kategorien in die Top 100 schafft, um nach der Preisaktion einfach eine bessere Chance zu haben, einen Platz in der Midlist zu halten. Das ist leider nicht geglückt – das Buch schaffte es den gesamten Monate leider nicht unter die 1.000 zu kommen, lediglich in einer Kategorie kam er auf Platz 88. Daher wird es wahrscheinlich ziemlich schnell wieder versacken.
Aber gut, reich wird man im Selfpublishing sowieso nicht. Das hab ich schon vor einer Weile eingesehen.

Liebe Grüße,
Juliane

17 Gedanken zu „Preisaktionen – eine kritische Auseinandersetzung“

  1. Ja, ich habe ähnliche Statistiken auch bei anderen Autoren gesehen. Das Ergebnis ähnelte deinem Selbstversuch.
    Bei anderen Autoren dagegen gingen die Verkäufe dadurch regelrecht durch die Decke und manche bieten Band 1 von Reihen grundsätzlich kostenlos an und fahren damit sehr gut.
    Vermutlich hängt auch viel vom Genre und der Zielgruppe ab, was klappt und was nicht.
    Der Markt ist eben nur bedingt berechenbar.

    1. Das ist richtig. Man kann das nicht vorhersagen, doch man get bei solchen Dingen ja immer mit einer bestimmten Erwartungshaltung an die Sache ran und wenn sich die nicht erfüllt ist man anttäuscht. Aber die Sache mit dem kostenlos ist halt nicht so leicht zu schlucken. Das widerstrebt mir halt am meisten – ein Buch zu verschenken. Es hat mich viel Zeit und Geld gekostet, da mag ich es einfach nicht komplett umsonst hergeben. Irgendwie ist mein Selbstwertgefühl noch nicht weit genug im Keller, um das zu machen.

      Aber wer weiß – vor einem halben Jahr hab ich mich noch dagegen gesträubt das Buch für 0,99€ rauszuhauen.

      1. Das glaube ich dir. Und ich verstehe es gut. Ich glaube, die Autorin kann diese Schiene nur fahren, weil sie inzwischen ungefähr 20 Bücher auf dem Markt hat und davon halt immer Band 1 kostenlos.
        Klappt dann gut, ist aber keine Gratisaktion, sondern bewusste Strategie.
        Ich wünsche dir auf alle Fälle viel Erfolg beim Austesten weiterer Werbestrategien. Du findest die für deine Leser perfekte Strategie bestimmt heraus :).

        1. Vielen lieben Dank – ich bin ja noch recht neu auf dem Gebiet und da muss man wirklich viel ausprobieren und Strategien entwickeln. Ideen hab ich schon, aber vieles kann ich erst umsetzen, wenn der letzte Band von Nachtschatten erschienen ist. Bis dahin werde ich geduldig warten und hoffe einfach, dass es halbwegs läuft 🙂

  2. Vielen Dank für diesen interessanten Einblick in deine Zahlen! Mich würde interessieren, was dein Ziel gewesen ist, also wie viele Verkäufe du erwartet hast, und, wie sich der Verkauf in diesem Monat im Vergleich zu den Vormonaten entwickelt hat. Hast du mehr Verkäufe bekommen durch die Aktion? Und ab wie vielen Lesern würdest du von einem Erfolg sprechen?

  3. Unserer Erfahrung nach funktionieren 99-Cent-Aktionen nur direkt bei der Neuerscheinung oder direkt nach erfolgreich verlaufenen Kostenlos-Aktionen (“erfolgreich” heißt: Top-10 aller kostenlosen eBooks bei Amazon).

    1. Das erklärt natürlich vieles. Ich werde halt das nächste Mal sehen, wie ich das ansetze und angehe. Ich glaube inzwischen gibt es einfach zu viele Bücher für 0,99€ oder umsonst, das man da schnell untergeht.

      1. Zur Erklärung: Bei der Neuerscheinung hast du die zusätzliche Sichtbarkeit der Neuerscheinungsliste, und bei der vorhergegangenen Kostenlos-Aktion hast du dich in der “Beliebtheit” nach oben gehangelt, sodass in beiden Fällen die 99-Cent-Aktion quasi Rückenwind bekommt.

        1. Danke für die Erklärung – vielelicht probiere ich das später mal, bei einem neuen projekt. Beim 3. Band meiner Trilogie ist es, glaube ich, keine gute Idee, so einen Versuch zu wagen – es sei denn man baut darauf, dass die Leute dann zwangsweise Band 1 und 2 kaufen.

  4. Liebe Juliane,

    Danke für deinen Einblick!!! Es ist auch als Leser / Blogger mal schön zu erfahren, wie das eigentlich alles genau abläuft.

    Ich glaube (das auch schon vorher) aber, dass man mit den 99 cent Aktionen nicht weit kommt. Mal sehen wann ich mal Zeit für deine Bücher habe.

    Lg Mel

    1. Hi Mel,
      ja, mit den 0,99€ Aktionen kommt man allgemein nicht weit. Das bestätigt der Test auf jeden Fall. Ich wolte es halt mal ausprobieren, genauso, wie ich das Selfpublishing mal ausprobieren wollte.

      Würde mich freuen, wenn du irgendwann mal Zeit für die Bücher findest 🙂

  5. Meine Erfahrung mit zeitl. begrenzten Erfahrungen ist, dass ich keine mache. Nicht aus schlechten Erfahrungen heraus, sondern weil ich es schlicht nicht will.

    Ich biete ein gutes Mischmasche an günstigen, teureren und Geschichten für umsonst an (das hoffe ich zumindest *g*), und fahre damit seit mehreren Jahren wunderbar. Ich hatte/habe nie die Erwartungshaltung gehabt, vom SPler-Dasein reich zu werden, ich wollte einfach davon leben können und das ist mir gelungen.

    Was ich vor einiger Zeit eingeführt habe, ist, dass ich bei Reihen den 1. Band dauerhaft günstiger anbieten, um Neugierige anzulocken. Das funktioniert sehr gut, daher behalte ich das bei.

    Was Verkäufe angeht, sind meine Erfahrung ähnlich wie deine, was die Verkaufsverteilung zwischen Amazon und Tolino angeht, daher bleibe ich beiden Plattformen treu und verzichte auf die Exklusivität bei Amazon. So haben auch meine Leser eine Chance, die nicht mit dem Kindle unterwegs sind. 🙂

    1. Hi Matty,
      man muss halt ausprobieren, was einem am besten liegt – soclhe zeitlich begrenzten Sachen werde ich auch nicht mehr fahren. Allerdings habe ich inzwischen von mehreren Leuten gehört, dass man Band 1 dauerhaft günstiger anbieten sollte. Sobald bei mir der 3. Band draußen ist, werde ich das wohl machen und “Unantastbar” runtersetzen. Gleichzeitig will ich aber auch einen Sammelband angehen, mit allen Bänden und Sidestories (und mit einem anderen Cover) – zum einen, um zu sehen, ob das besser ankommt, zum anderen will ich dann damit mal KU testen – der Sammelband wird über 1.000 Seiten haben, da lohnt sich KU wahrscheinlich schon.

  6. Hallo Juliane,
    ich teste das im Moment noch aus, bin aber auch nicht bereit, diesen Preis lange zu halten. Das hat für mich auch was mit Selbstachtung und Wertschätzung der eigenen Arbeit zu tun. Ich habe mein Buch zunächst als E-Book publiziert, dann mit kurzem Abstand das Taschenbuch nachgeschoben (war bei meiner Zielgruppe einfach sinnvoll), und biete nun seit einer Woche das E-Book mal zu 99 Cent an – so quasi begleitend zur Taschenbuchausgabe. Es ist mein Einstand als Indie-Autorin und bisher läuft es gar nicht mal so schlecht. Aber bei der Zielgruppe 50+ rechne ich auch nicht mit allzu hohen Umsätzen.
    Lieben Gruß
    Elke

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